Lipödem – Mehr als nur eine Fettverteilungsstörung

Ein Überblick über aktuelle Erkenntnisse und Empfehlungen

Dieser Beitrag gibt einen umfassenden Einblick in die Erkrankung Lipödem, beleuchtet deren Ursachen, Symptome und stellt die neuesten Behandlungsempfehlungen vor, die auf aktuellen Leitlinien und Expertenmeinungen basieren.

Im Februar 2024 wurde unter der Leitung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e.V. (DGPL) eine aktualisierte Therapieleitlinie für das Lipödem veröffentlicht, die die Version von 2015 ablöst. Sie entstand in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachorganisationen und Patientenverbänden und bietet national wie international fundierte Handlungsempfehlungen. Diese S2k-Leitlinie dient als Orientierung für Fachleute aus unterschiedlichen medizinischen Bereichen wie Phlebologie, Angiologie, Dermatologie und Physiotherapie.


Was ist ein Lipödem und welche Symptome treten auf?

Das Lipödem wird in den aktuellen medizinischen Richtlinien als eine schmerzhafte, disproportionale und symmetrische Fettgewebsverteilungsstörung beschrieben, die nahezu ausschließlich bei Frauen auftritt.

Diese neue Definition verändert den Blick auf die Erkrankung grundlegend. Während das Lipödem früher vor allem als Ödemerkrankung – also als eine Störung im Flüssigkeitshaushalt des Körpers – verstanden wurde, rückt nun der Schmerz als Leitsymptom in den Vordergrund.

Dieser Perspektivwechsel ist ein wichtiger Schritt, um das Leiden der Betroffenen besser zu verstehen und gezielt zu behandeln. Statt den Fokus nur auf sichtbare Symptome wie Schwellungen zu legen, wird die alltägliche Schmerzbelastung nun stärker berücksichtigt. Das kann langfristig zu einer verbesserten Versorgung und einer individuelleren Therapie führen.

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die nur Frauen betrifft. Sie äußert sich durch eine symmetrische Ansammlung von Fett und Flüssigkeit in der Unterhaut, meist an Beinen und seltener an Armen. Typisch ist eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit bei Druck auf das Gewebe, die das Lipödem von anderen Erkrankungen wie der Adipositas unterscheidet.

Die Beschwerden verstärken sich im Laufe des Tages, bei hohen Temperaturen oder nach längerem Sitzen und Stehen. Betroffene leiden häufig auch an Schwere- und Hitzegefühlen in den Extremitäten. Bei fortgeschrittenen Fällen treten Schmerzen selbst in Ruhe auf.

Fachkliniken wie die Földi Klinik weisen darauf hin, dass viele Betroffene gleichzeitig unter Adipositas leiden, was den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. Eine Gewichtsreduktion kann hier eine entscheidende Verbesserung bewirken.


Mögliche Ursachen

Die genauen Ursachen des Lipödems sind bislang nicht vollständig geklärt. Auffällig ist jedoch ein Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen, beispielsweise in der Pubertät, während der Schwangerschaft oder der Menopause, oder psychischer Belastungssituation. Ein genetischer Faktor wird vermutet, da familiäre Häufungen häufig auftreten, doch ein spezifisches Gen wurde bisher nicht identifiziert.


Diagnose

Die Diagnose eines Lipödems basiert auf klinischen Untersuchungen und der Erhebung der Krankengeschichte. Charakteristische Merkmale wie Druckschmerzhaftigkeit und symmetrische Fettablagerungen dienen als Hinweise. Apparative Untersuchungen wie Ultraschall oder MRT werden nicht routinemäßig empfohlen.


Therapieansätze

  1. Kompressionstherapie
    Individuell angepasste Kompressionsstrümpfe sind die Basis der Behandlung. Sie zielen auf Schmerzlinderung ab. Ergänzend können pneumatische Kompressionssysteme eingesetzt werden.
  2. Bewegung und Physiotherapie
    Regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining unter Kompression unterstützt die Therapie und trägt zur Schmerzreduktion bei.
  3. Chirurgische Eingriffe
    Die Liposuktion kann überschüssiges Fettgewebe entfernen, sollte jedoch immer in Kombination mit einer Lebensstiländerung erfolgen.
  4. Psychologische Unterstützung
    Psychotherapie kann helfen, den Umgang mit Schmerzen und die Akzeptanz des eigenen Körpers zu verbessern.

Was können Betroffene selbst tun?


Fazit

Das Lipödem ist zwar nicht heilbar, lässt sich aber mit geeigneten Maßnahmen kontrollieren. Eine konsequente Kombination aus Kompression, Bewegung und Ernährungsanpassung bildet das Fundament der Behandlung und kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Weitere Informationen zu den aktuellen Leitlinien finden Sie hier.